Frauentausch ! Oder: Eine verrückte Geschichte

  • Hallo Freunde !
    Für gestern hatte ich wieder einen schönen Ausflug an die Schwarza geplant, um wieder einmal einem meiner Lieblingsfische, der Äsche nachzustellen. Ich hatte mir extra einen meiner letzten Urlaubstage genommen für den Donnerstag.
    Da ich am Mittwoch besonders viel zu tun hatte und neben der Arbeit auch noch ein Seminar zu besuchen hatte, waren meine Fliegenfischersachen schon am Dienstag im Auto gut vorbereitet verstaut.
    Dann kam der dicke Strich durch die Rechnung: Am Mittwoch Regen, Regen und nochmals Regen und am Abend der Anruf des ortskundigen Freundes, dass wir das Äschenfischen an der Schwarza für jenen Tag vergessen können.
    Ich war natürlich stocksauer. Naja, werde ich einfach einmal länger schlafen und dann überlegen, was ich mache.
    Gestern Vormittag dann fasste ich meinen Plan: Erst einmal packte ich alle Fliegenfischersachen wieder aus dem Auto aus, holte aus dem Keller die leichte Friedfischrute und die alte Hechtspinnrute, suchte mir Würmer, packte mir ein paar Blinker ein und fuhr an mein Hauswasser für Fried- und Raubfische.
    Erst wollte ich eine Runde mit der Spinnrute machen, um vielleicht einen Hecht zu fangen, und dann den Rest des Nachmittages gemütlich ansitzen und diverse Weißfische, aber hoffentlich auch eine schöne Schleie zu fangen.
    Wer mich kennt, weiß dass ich Fische irgendwie in die Kategorie von Frauen einteile. Als Freund des schönen Geschlechtes bin ich nämlich davon überzeugt, dass ich beim Fischen nur dann Erfolg habe, wenn ich dem Objekt meiner Begierde feminine Charaktereigenschaften „andichte“.
    So ist die Äsche beispielsweise für mich ein ganz feines, zierliches und anspruchsvolles Mädchen, welchem man sich nicht mit plumpen Aufrisstaktiken, sondern nur äußerst galant und charmant nähern sollte. Und auch das ist keine Garantie für den Erfolg !
    Der Hecht hingegen ist eine zwar drahtige und durchtrainierte, aber vom Wesen eher plumpe und zu direkte Person.
    Meine Idealzielgruppe war natürlich immer die Äsche. Als ganz junger Kerl fehlte mir natürlich der Schliff dazu.
    In meiner Not landete ich daher einmal nicht bei einer „Äschendame“, sondern bei einer „Hechtdame“. Das war die „Äntschie“, eine typische 80er Jahre Tussi, laut, vulgär, nicht dezent geschminkt sondern kriegsbemalt, und so hat sie mich auch an sich herangezogen bei einer feuchtfröhlichen Feier „Gertschiii, mein Einziger, wos is mit uns zwa hübschen ….“
    Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich am Wasser meine Spinnrute auspackte, und so stand ich dann bald am morastigen, leicht muffig riechenden Ufer und scheuderte meinen Blechköder in Richtung verwitterter Seerosenblätter, anstatt im glasklaren Gebirgsbach zu stehen und elegant die feine Fliegenrute zu schwingen, bis ein zierliches Äschenköpfchen nach dem zarten Federgebilde steigt.
    Frauentausch eben. Statt einer „Veronika“ warte ich jetzt auf eine „Äntschie“.
    Aber auch die „Äntschie“ ließ sich Zeit. Nach einer Stunde gab es doch den unraffinierten energischen Ruck, und nach dem üblichen Hin und Her und wütendem Schütteln war die Hechtin im Kescher. Na, bitte, ein klassicher Küchenfisch.
    Nun, jetzt wollte ich zum gemütlichen Teil des Nachmittages und ging zum Auto zurück, um mir Rucksack, Klappsessel und Friedfischrute zu holen. Ich freute mich schon richtig auf einen gemütlichen Ansitz, mit Kaffee und einem Zigaretterl, als mein Handy läutete. Am Apparat war eine Dame von einer Behörde in einer Kleinstadt irgenwo vom anderen Ende Niederösterreichs. Ob ich Zeit hätte zum dolmetschen, sie habe niemanden anderen von der Dolmetscherliste erreicht.
    Ich antwortete: „Sie müssen mir Zeit lassen. Ich bin nicht nur am anderen Eck von NÖ, sondern auch noch am Fischwasser und muss überhaupt erst zum Auto zurück.
    „Macht nichts, Hauptsache Sie kommen“.
    Ich sagte noch „Es darf Sie aber nicht stören, dass ich im Fischergwandl und Gummistiefeln bin statt in Anzug und Kravatte“.
    Nein, das sei ganz wurscht, nur ich möge so schnell es geht kommen.
    Na bravo !
    Jetzt fuhr ich die Autobahn, mit dem Hecht im Rucksack und dem nassen Kescher, ironischer weise genau in jene Richtung, wo ich eigentlich bei idealem Wasserstand Äschenfischen häte wollen an dem Tage !
    Der Rest ist schnell erzählt: Ich verbrachte den Rest des Nachmittages in einer Amtsstube und wir bildeten ein seltsames Arbeitsteam:
    Sie: Eine gepflegte und adrett gekleidete junge Dame.
    Ich: Speckiger alter Jagdpullover, völlig verdreckte alte Jagdhose. Gummistiefel, und ich roch extrem stark nach Hecht !
    Als ich ging, sah ich noch, das der Boden von der Amtsstube total dreckig war von meinen Stiefeln, und es roch stark nach Hecht.
    Die Dame sagte aber, das sei ganz wurscht, sie sei so froh, dass ich trotzdem kommen konnte.
    Und so fuhr ich in den Abendstunden die Autobahn zurück nach Wien. Der Hecht kam in die Tiefkühltruhe, denn der nasse Kescher hatte im Auto so zum stinken begonnen, dass ich wirklich keinen Hunger mehr hatte......

  • "In meiner Not landete ich daher einmal nicht bei einer „Äschendame“, sondern bei einer „Hechtdame“. Das war die „Äntschie“, eine typische 80er Jahre Tussi, laut, vulgär, nicht dezent geschminkt sondern kriegsbemalt, und so hat sie mich auch an sich herangezogen bei einer feuchtfröhlichen Feier „Gertschiii, mein Einziger, wos is mit uns zwa hübschen ….“


    /Witz


    Danke für diesen Beitrag, so fängt der Tag doch gut an!

    Grüsse


    Ralle

  • Haha .. /wItz/wItz


    an das Gschichtl mit der "Äntschie" kann ich mich glaube noch erinnern ... Fischer- und Jägerball wenn ich es noch richtig im Kopf habe /wItz


    die Situation in der ländlichen NÖ Amtsstube hätte ich gerne miterlebt :D


    ]pEtri noch zu deinem Küchenhecht Io)

  • Hallo lieber Gerhard


    Ein guter Morgen beginnt mit einem Kaffee und einem "Gschichtl" )Monig von unserem Forumspoeten und siehe da, heute hatte ich wiedermal Glück. :dank:


    LG
    Ernst

  • )Oh ., beim lesen des titels dachte ich schon , wir sind bei RTL oder SAT1 (oder bauer sucht frau)



    i sog"s moi so gerhard :DU BIST A WAUNSINNim positiven sinne!! :D
    Io) Io) Io) Io) Io)

  • Danke Euch vielmals. Freut mich total, dass es Euch gefällt:


    Letti: Nein, ich habe ihnen den Hecht nicht auf den Bürotisch geklatscht, der ist im Auto geblieben. Er hat keinen Schaden genommen, zum Glück haben wir ja schon Oktober.


    Aber eine der Beamtinnen, die vielleicht selber einen Mann hat, der fischt, hat mich fachkundig gefragt, ob ich in der kurzen Zeit, die ich doch fischen konnte, wenigstens was gefangen habe, und ich habe gesagt, ja einen Hecht, und vielleicht riechen Sie es eh auch hier.


    P.S.: Hecht hat ja wirklich einen sehr starken Geruch. Wäre ich Äschenfischen gewesen, hätte ich nicht so gestunken, denn die Äsche hat ja diesen eigenartigen thymianduftenden Geruch, den ich so an meinen Händen liebe, weil er mir anzeigt, dass ich beim Objekt meiner Begierde Erfolg hatte.

  • KÖSTLICH......Ich schalt den Lapi ein und der Erste Beitrag bringt mich schon zum Lachen,ein super Tagesbeginn Ja)


    Danke Gerhard, für Dein Geschichterl über den verregneten Äschenausflug mit " Frauentausch " ;)


    Petri zum Amtsstubenhecht Io)

    Ruhe in Frieden Rip

  • ]hi Gerhard,


    wieder mal a super Gschichterl. Io) Io) Io)


    Stell mir gerade vor wie du mit den dreckigen Stiefeln in die Amtsstube einmarschierst. /wItz /wItz /wItz

    Lieber Kleinfisch als kein Fisch (1.


    Gruß Roman

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