Selektiv auf Schleien?

  • Hallo Kollegen,


    Mai ist bei mir am Wasser (...und in fast allen anderen soweit ich weiß...) Karpfenschonzeit und ich versuche in diesem Monat vermehrt auf Schleien und Wels anzusitzen.


    Mit den Schleien habe ich allerdings so meine Probleme:
    Egal ob mit Wurm, Mais oder Wurm/Mais-Kombi - es beissen bei mir immer Karpfen, statt einer hübschen Tinca.


    Ich platziere den Köder immer nahe an den Seerosen oder am Schilf und füttere ein bissl mit zerschnittenen Würmern und einzelnen Maiskörnern an.


    Tageszeitmäßig hab ich schon zu fast jeder Uhrzeit probiert - immer mit demselben Ergebnis: Karpfen statt Schleien.


    Nicht, dass ich mich über einen schönen Göbn beschweren tät, aber in der Schonzeit würd ich sie halt lieber im Wasser lassen...


    Könnt ihr mir vielleicht einen Tipp geben, wie ihr so Eure Schleien fangt und vorallem wie man etwas selektiver fischen kann?


    Um der Frage vorzubeugen: Ja, es gibt Schleien bei mir im Wasser ;-)


    Danke und Liebe Grüße,
    Niki

  • Hy,


    Die einzigen Tipps was ich dir geben kann,sind meine Erfahrungen mit den Schleien.


    Anfüttern : zerdrückte Wurmstücke mit Maulwurferde vermischen und ca. 3-5 cm große Bälle formen.


    Anfangs 3-4 Bälle an den Platz versenken ,dann ca. alle 15 min. einen Ball nachfüttern.
    Den Mais komplett weg lassen!!


    Als Köder würde ich einen Mistwurm bis zur Hälfte auf den Haken und Vorfach aufziehen.


    Hat bei mir sehr oft zum Erfolg geführt.


    mfg
    Gerhard

  • Punkto Köder und Anfüttern hat Dir mein Namensvetter schon wertvolle Tipps gegeben !


    Was ich noch aus meiner Sicht schreiben kann dazu:


    Die Schleie ist jetzt unbedingt im flacheren Wasser zu suchen. 1,5 m ist das höchste.
    Daher unbedingt sehr ufernahe Plätze mit Wassertiefe 0,75- 1m, 1,2m oder so suchen und mit leichter Pose (nicht mit Waggler) fischen.


    Die Schleien sind im Gegensatz zum Karpfen keine Vagabunden. Einen Karpfen kannst Du heute da, und morgen ganz woanders fangen, aber Schleien habe sehr begrenzte Flächen, wo sie sich aufhalten.
    Die Nähe von Schilf oder Seerosen alleine ist kein Garant ! Es kann nämlich in der Nähe von Seerosen oft auch eher sandiger fester Grund sein, und den mag die Schleie nicht. Es soll sehr weicher Grund sein, und es sollen so richtige Lücken von Wasserpflanzen etc. sein.


    Angelzeit ist am besten der frühe Morgen, oder die Abendstunden. Die meisten Schleien habe ich morgens gefangen.


    Erkennen tust Du grundelnde Schleien an den winzig kleinen Gasbläschen, die sie machen. Fast so wie Champagnerbläschen.


    Das Futter muß dunkel sein. Habe ich keine geeignete Erde, so nehme ich Schwarzbrotbrösel und vermenge sie noch mit etwas dunklerem wie Blutmehl oder das Rotaugenfutter.


    Regelrecht selektiv ist bei Schleie sehr schwer. Am Sonntagabend also vorgestern fing ich erst 2 Karpfen, und erst als Ruhe eingekehrt war, kam eine Schleie. Hat man eine an einem Platz gefangen, so sollte man sich dort konzentrieren, denn wie gesagt, die SChleien konzentrieren sich auf wenig Raum, und eine gefangen zu haben ist schon ein Bingo in dem Fall.


    Ich mache mir diesen Spass jedes Jahr im Mai vornehmlich, wo ich nicht gern auf karpfen fisch (weil ich die früher auch bei uns gewesene Schonzeit noch im Blut hab), oder wenn ich zu faul bin, fliegenfischen zu fahren....

  • Danke an die beiden Gerhards für die Tipps und Erfahrungen!!!
    Sollte ich demnächst noch erfolgreich sein, erfahrt ihr es natürlich als erste!


    Hab gestern auch noch in einer Fischer-Zeitschrift einen Tipp gesehen, den ich ausprobieren werde: Mit Zimt aromatisierte Bröseln zum Anfüttern verwenden.
    Angeblich mögen Schleien Zimtgeruch...


    Und wenn die Schleien es nicht mögen, dann wälz ich einfach meine Marillenknödeln drinnen :-)


    LG & Danke,
    Niki

  • Ich darf den fundierten Ausführungen der Gerhards /Witz noch etwas hinzufügen:


    Die Morgendämmerung hat mir immer mehr Schleien als der Abend beschert(Lupus hat es eh auch geschrieben).


    Aber ein echter zusätzlicher Geheimtipp ist es den Futterplatz einige Stunden vor Fischbeginn mit den Füßen oder einem Gartenrechen aufzuwühlen und genau an diesem aufgewühlten Schlammbereich dann Mais,Tauwurmstückchen und auch Teigwolken(sie lieben Kürbiskernmehlwolken) zu platzieren.


    So hatte ich früher immer Erfolg an Seerosenbeeten oder Schilf an großen Kärtner Seen.

  • Das mit dem Gartenrechen ist ein sehr kostbarer Tipp. Ich hatte vergessen, auch darauf hinzuweisen.


    Das wichtigste ist aber immer auch das Lokalisieren. Wie gesagt, es sind oft wenige Quadratmeter, wo sich Schleien aufhalten, bist Du abseits von dort, kannst Du es vergessen.


    Und natürlich sind die Schleien keine sehr dominanten Fische, daher: Wenn andere "Gäste" dort aufkreuzen wie Karpfen oder Brassen, wird mit den SChleien erst einmal Pause sein.
    Ob der Zimt Wunder wirkt, kann ich nicht bestätigen. Ich habe hingegen vor Jahren ein kleines Packerl mit einem Rotaugen-Lockfutterzusatz gekauft, was ziemlich scharf würzig roch, ich glaub da war Koriander oder sowas drinn, und da fing ich auffallend oft beim Köderlstippen eine gute Schleie, sodass ich es dann auch beim gezielten Schleienfischen einsetzte.


    Übrigens noch etwas: Schleien sind beim Futter Restlverwerter. Sie lesen die kleinen Partikelchen auf, die andere Fische übriggelassen haben, wenn sie wieder weitergezogen sind. Das Futter soll auch nicht klumpenartig sein, sondern etwa in Grießnockerlkonsistenz ganz sachte geknetet sich gleich in feine Wolken auflösen, von denen eben dann kleine Partikelchen am Schlamm oder den Pflanzenstengeln zurückbleiben, wo die Schleie sie dann aufsaugt.

  • Einen Tipp habe ich noch vergessen, ist mir gestern eingefallen, als ich trotz des Regens am Nachmittag Schleienfischen ging:


    Zwar einen kleinen Punkt von höchstens 1 m² befischen, es sollte schon eine Stelle sein, wo man stark Schleien vermutet, und DANN: Nach 10 Minuten ganz leicht, zentimeterweise mit der Rutenspitze bissl anheben, damit sich der Köder (Mistwurm) ein bissl vom Grund anhebt. Manchmal sind Schleien zögernd. Sie sind schon am Platz, saugen aber nur die Brösel vom Grund ein, und der Köder wird für sie erst interessant, wenn man diesen kleinen Trick anwendet.
    Ich hatte ihn vor 40 Jahren in einem DDR-Angelbuch gelesen, und er ist Gold wert.
    Am späten Nachmittag so um 18 Uhr hatte der Regen nachgelassen und ich fing prompt einen 12-pfündigen Schuppenkarpfen, der am leichten Zeug ordentlich Radau machte. Dann kam noch eine sehr große und eine kleine Rotfeder.
    Dann regnete es wieder ordentlich. Wenn der Regen so richtige Blasen an der Oberfläche macht, ist nichts mehr zu machen. Da kommt nicht einmal ein Biss von einem Kleinfisch. Erst gegen 20 Uhr ließ er wieder ein wenig nach und sprühte nur ganz leicht.
    Und da kam dann die einzige Schleie des Tages, keine schlechte übrigens.

  • Danke Lupus & koppenkitzler für die wertvollen Tipps!


    Kann bis jetzt noch keinen Erfolg vermelden - allerdings war ich arbeitsbedingt auch nur 1x fischen und da waren die Karpfen wieder schneller ;-)


    Das mit dem Rechen und das Anlupfen vom Wurm werde ich sicher probieren!


    Die von Lupus beschriebenen "Sektbläschen" im Wasser habe ich schon mehrfach gesehen und werde mich auf eine dieser Stellen konzentrieren.


    LG & Danke!
    Niki


  • Dann hast Du schon halb gewonnen ! Und nicht verzagen, die SChleien kommen sehr oft erst am Abend. Vor 19 Uhr wäre an Bisse gar nicht zu denken gewesen in meinem Fall. Noch besser wäre ganz zeitig in der Früh, aber ich muss langsam mit meiner Energie haushalten, und wenn ich schon unter der Woche früh raus muss, braucht der Körper am WE Schlaf.


    Gestern übrigens war´s öha mit den Schleien. Nur 3 Karpfen, wobei der letzte soviel Radau machte, dass er wahrscheinlich die SChleien vergrämt hatte. Es war allerdings auch saukalt am Abend, und das Wetter hat ihnen sicher nicht behagt. Schleien mögen es warm, bei eher bedecktem Himmel oder leichtem Sprühregen dazwischen. Sind eher lichtscheue Damen, diese meine Lieblinge......