Die Glatthose,.....

  • Ich glaube ja fast, dass nur mehr die älteren User hier eine Clothhose oder Klothhose kennen, die wir damals natürlich nicht „englisch“ aussprachen, sondern mundartlich Glotthose oder vereinfachend nur „die Glotti“ nannten und die ein unverzichtbares Textil unserer Kindheit war.
    Dieses „Universalkleidungsstück“ bestand aus einem außen glatten, schwarz glänzenden Baumwollstoff, der innen heller und etwas flauschiger war. Eine solche Hose ging oft bis fast zu den Knien , wurde von der Mutter geschneidert und war Shorts, Bermudas, Badehose, Herren Slip, Turnhose in einem.
    Gewechselt wurde das gute Stück beileibe nicht jeden Tag und ich weiß nicht, ob wir da nicht manchmal etwas streng gerochen haben.
    Die Glotti wird in meinem Gschichterl noch eine Rolle spielen.
    Es gab nämlich an unserem Bacherl eine Stelle, die der absolute Hotspot der Fischeraktivitäten von uns Buben war. Hinter dem Turbinenhaus der Mühle nämlich kam das Wasser geheimnisvoll gurgelnd wieder ans Licht und die aufsteigenden Fische konnten hier auch nicht mehr weiter. Es gab hier unvorstellbare Mengen an Elritzen und wir fingen sie spielerisch mit einem Netz aus ganz dünnmaschigem Hasenstallzaun, 1m breit und 5 m lang, welches wir wie eine Hängematte querüber im Bach versenkten. Es musste einer diesseits und einer drüberhalb des Baches stehen. Nach dem Aufheben zappelten da schon auch fünfzig oder gar hundert Stück auf dem Netz, die wir aber mit unserer Konstruktion nicht wirklich fangen konnten und auch nicht wollten, sondern sie nach der Besichtigung wieder gnädig entließen. Auch mit dem Krebsenteller, welchen wir aus einer alten Fahrradfelge, bespannt mit ebensolchem Hasengitter, herstellten, hatten wir großen Erfolg. In die Mitte kam ein Stück Fleisch oder Fisch und nach ein paar Minuten saßen schon fünf, zehn, fünfzehn Krebsen drauf- Edelkrebse, keine Signali-, die wir aber schlussendlich auch alle wieder freiließen.
    Als ich dann tatsächlich eine Fischerkarte bekommen hatte, da durfte ich in diesem vorwiegend doch Forellenbach neben dem Angeln auch Taubeln und mein alter Lehrmeister und ich setzten dort nachts öfters die Handtaubel ein und wir fingen schon eine Reihe von teilweise wirklich sehr schönen Forellen, es waren fast nur Rebos, denn es ist ein Niederungsbach. Natürlich konnte ich dann auch mit der Angel erfolgreich sein und musste jetzt auch nimmer vorsichtig nach echten Fischern Ausschau halten, die uns ja doch nicht wirklich gern sahen.
    Aber soweit war es damals noch nicht, sondern wir Buben saßen wieder einmal dort und zupften mit unseren Handangerln auf Koppen. Ja und irgendwie muss ich ungeschickt gewesen sein , denn ich fand mich plötzlich eher kopfüber im Wasser wieder und es wäre dort das Herauskommen recht schlecht gegangen, wenn nicht meine Freunde mir geholfen hätten. Es ging da nämlich das Ufer senkrecht hinein, ausgelegt mit großen behauenen Steinen.
    Nun musste ich umgehend nach Hause, meine liebe Mutter schimpfte und lachte gleichzeitig und die nasse Glotti wurde zum Trocknen aufgehängt oder vielleicht sogar gewaschen.
    Jedenfalls hatte ich nächsten Tag nur eine „normale“ Unterhose an und wir peinlicherweise auch Turnen. Der Turnlehrer frug mich eigenartigerweise, wieso ich sowas vergessen könne und ich war in der Zwicken. Ihn kalt anzulügen getraute ich mich nicht, sondern sagte den Sachverhalt. „Darfst du dort fischen ?“ „Nein“. „Dann schreibst du dreißigmal- ich darf nicht schwarzfischen!“ Das war nun aber eh ein gelindes Mittel als Sühne. Der Satz war ja kurz und dreißigmal - wieso genau dreißigmal weiß ich bis heute nicht - war nicht viel. Viel blöder wäre ein Aufsatz gewesen „Warum darf ich nicht schwarzfischen !“ „Eine große Seite und keine Zeile weniger“ .
    Die Glatthose ?? Ein Mitschüler hatte einmal ebenfalls seine Klothhose, Glotthose vergessen und war plötzlich der Meinung, dass das Glott zu mundartlich klang und halt so gar nicht schicklich wäre, deshalb meldete er:“ Herr Fachlehrer , bitte um Entschuldigung, ich habe meine Glatthose vergessen.“ Das war nun korrektes Hochdeutsch.
    Da haben alle etwas gegluckst und gelacht- auch der Lehrer.
    Ja und auf dem Foto, das sind wir, der harte Kern unserer Bubenbande - und die zwei waren damals natürlich meine engsten Freunde. Das Foto ist aber sicher ein, zwei Jahre älter als das Datum der Geschichte.
    LG StefanDSC04843.JPG

  • Eine schöne Geschichte aus einer Zeit die hart aber dennoch unbeschwert war, so stell ich mir das zumindest vor.
    Diese Strafen in der Schule die kenne ich auch allzu gut. Gibt es das heute überhaupt noch so "schreib dies 30 mal" oder Turmrechnen müssten wir auch immer )Oh


    Welcher der Lausbuben auf dem Foto bist du?
    Der rechts vorne?


    Danke und LG.
    Patrick

  • Ja ja die Glotthosen..........
    Ich hab sie gehasst...........


    Warum ? Weil ich sie im Turnunterricht tragen mußte, obwohl meine Klassenkameraden richtige Sporthosen mit Innenhosen hatten.
    Und wenn einem bei starker körperlicher Anstrengung im Turnunterricht ein Tröpferl ausgekommen ist, hat man das gesehen /hAha


    Und wenn den Fleck dann der Ruppi (Turnlehrer, Stefan kennt ihn) gesehen hat, gabs auch mal als Strafe 30 Liegestütz oder 250 Kniebeugen.


    Jaja, der Ruppi war da sehr pinkelig und ich war stolz, eine 1 im Sport im Zeugnis zu haben. War bei dem Turnlehrer eine Auszeichnung.

  • Scheinbar sagte man in Wien nicht so dazu, oder es gab sie in den 60ern nicht mehr....


    Ich erinnere mich nur mit Schrecken an diese gerippten weißen Unterhosen, im Winter dazu noch die langen, und gerippte Unterleiberln statt T-Shirt war eben der Prolli-Look, ich glaube bei den Mundl-Serienfilmen sieht man das auch.


    Turnen hasste ich, nicht weil ich unbeweglich gewesen wäre, im Gegenteil, ich war flink und wendig wie ein Wiesel, aber meine Nase vertrug einfach nicht diese "strengen" Gerüche in den Garderoben. Ich bekam Übelkeit und Kopfweh davon und schaute, dass ich wegen irgendwelcher imaginärer Unbefindlichkeiten vom Turnen frei bekam. Oder die damals noch gängigen "Gefälligkeitsgutachten" vom Hausarzt der Familie.

  • Danke für eure netten Rückmeldungen!
    Anscheinend war die Glotti schon in meiner Kindheit eher auf dem absteigenden Ast. Aber der Clothstoff hatte schon eine Blütezeit gehabt, man denke nur an die Ärmelschoner der Beamten und zu einem wirklich schönen Herrenanzug gehörte ja auch ein Westl, welches vorne aus dem Stoff des Anzugs und die Rückseite oft aus Cloth war. Ja und die älteren Damen verwendeten bei ihren diversen Kleidungsstücken auch gern dieses Material.
    Aber es scheint, dass außer mir nur mehr der Franz mit einer Glotti beglückt worden ist.
    Patrick (Pabru), du hast recht gut geschätzt!
    Aber der ganz rechte, der sich abwendet und nur die Ohren zeigt, bin ich nicht ! /hAha/hAha)nEIn
    LG Stefan

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