Angeln wie im (Spät-) Mittelalter "A Treatyse of Fysshynge wyth an Angle"

  • Liebe Forencommunity


    Ich bin gestern auf dieses Werk aus dem späten 15.Jh. gestoßen. Es dürfte eines der ältesten englischsprachigen Angelbücher sein und reiht sich schön in das zu der Zeit populäre Genre von Manualen ein, die theoretisches Wissen über bestimmte Künste (Reiten, Kochen, Fechten, Tanzen, etc), vermitteln, die man sonst eher praktisch erlernen würde. Mit den Anfängen des Buchdrucks, gibt es da eine Art "Medienrevolution" was die Produktion und Weitergabe von verschriftlichem Wissen betrifft.


    Spannend ist, dass hier der Bau einer Telerute aus Holz beschrieben wird. Ich hätte ja angenommen die Ruten werden nur ein langer Stock, oder sehr simple Steckverbindungen gewesen sein.


    Meine Lieblingsstellen bisher, sind die lange aufzählung der wohltuenden Effekte des Angelns, wie etwa die frische, den Appetit anregende Luft, und der Vogelgesang.

    Und dann die Anleitung für einen Köderdip auf Schleie, mit den Bestandteilen Mehl, Honig und dem "schwarzen Blut aus dem Herzen eines Schafes".


    Wenn ihr selber ein bisschen rein schmökern wollt habt ihr eine Transkription hier und eine Version in modernem Englischhier.

  • Bravo Chihab, dass Du das erwähnt hast.


    Eines meiner alten Angelbücher, das eigentlich gar nicht so alt ist (es wurde glaube ich 1972 herausgebracht), war von einem Österreichischen Intellektuellen J.A. Boeck geschrieben worden, und es heißt "Die nasse Weyd" und enthält auch Unmengen von Quellen, Zitaten und Abbildungskopien von anglerischer Literatur aus dem Spätmittelalter,

    Dann hatte ich ebenfalls um jene Zeit das Buch von Izaak Walton "The compleate Angler" , aber auch nicht antiquarisch, sondern auch damals in den frühen 70ern vom bekannten Paul Parey Verlag in Hamburg verlegt. Das hab ich aber im Gegensatz zur nassen Weyd nicht mehr, weil ich es wem geborgt hatte, der dann verstorben war ohne dass ich es wußte, geschweige denn dass ich wußte, wer seine Hinterbliebenen gewesen seien.

    Jedenfalls wird zumindest in der "Nassen Weyd" die mittelalterliche Telerute angeführt, und im "Compleat Angler" das "Bloody Mary" - Cocktail für unseren Liebling, die Schleie.


    Aber das aller Interessanteste ist: In einem meiner Lieblingsbücher aus den U, S, und A (ich hatte es von meiner Tante aus N.Y.) geschickt bekommen, und das heißt "Fly Fishing Heresies" , da wird der Izaak Walton total verrissen als ein mieser niederträchtiger Plagiatschmierer, der sein Wissen total von jenem Buch abgekupfert hatte, welches Du hier erwähnst. Ein eigenes Kapitel in jenem Buch ist dem Izaak Walton als Plagiator "gewidmet. Dabei ist auch noch ein Bild vom Walton und drunter steht (soweit mein Englisch für Übersetzung reicht): "Hat ihn zu seinen Lebzeiten jemals das schlechte Gewissen gepackt ?"

  • Danke!


    Ich habe mich noch gar nicht mehr mit Angelliteratur aus der Zeit beschäftigt, das scheint auch etwas zu sein wo HistorikerInnen bisher sehr wenig Forschung betrieben haben. Bei meiner großen Leidenschaft - der Fechtliteratur aus der Zeit, ist das auch erst seit 10-15 Jahren der Fall.

    Antiquarische Bücher sind mir auch fast immer zu teuer. Und dann ist das Buch eigentlich zu wertvoll um es als Nachschlagewerk zu benutzen. Da ist zum Glück mit dem Internet und der Digitalisierung der Werke sehr viel in Bewegung geraten. Sehr viele Bücher für die niemand mehr die Rechte hält sind als PDF oder ebook auf Projekt Gutenberg oder dem Internet Archive zu finden.

    Ich muss sagen dass es mich sehr reizen würde diese Angel nach zu bauen. Ich muss einmal in meinem Umfeld, wo eh viele dem Mittelalterhobby anhängen, schauen ob jemand die passenden Werkzeuge und Platz hat.


    So etwas wie Urheberrecht gab es ja zu der Zeit noch nicht da wurde a) fleißig von anderen übernommen und b) eigene Ideen bekannten Autoritäten zugeschrieben, um sie glaubhafter zu machen. Zum Glück muss man sagen, denn in Einzelfällen können wir fehlende Seiten aus manchen Werken ergänzen, weil sie in den "Plagiaten" noch drinnen sind.