Hallo die Community,
heuer hab ich mal mit dem gezielten Sammeln von Tauwürmern begonnen.
Also bei Nacht, bewaffnet mit einer Stirnlampe am Rasenplatz meines Vertrauens.
Mit diversen anderen Methoden hab ich des Spaßes wegen auch a bissal experimentiert,
aber die nächtliche Sammlerei hat sich wirklich bewährt.
Ich check zwar nicht, wie manche teilweise in Foren schreiben,
dass sie 200 – 300 Tauwürmer in einer Stunde erwischen – soviele sehe ich garnicht in einer Stunde.
Meine Standartecke am Sportplatz hab ich normalerweise in einer guten halben Stunde abgesucht,
dabei erbeutete ich jetzt im Herbst (Oktober + Anfang November) jeweils so 15 – 20 Stk.
Darüber hinaus bin ich schon sehr zufrieden damit,
dass ich beim Greifen der flinken Gesellen eine Erfolgsquote von rund 85 – 90% hab.
Ein Wurm im schwachen Lampenschein zu entdecken ist doch ein wenig ähnlich,
wie wenn man ein zarten Biss bemerkt.
Das heißt auch noch lange nicht, den Kerl auch zu erwischen.
Eine hastige Bewegung mit der Kopflampe, ein zu unvorsichtiges Auftreten, ein zu langsamer Griff und weg ist der Wurm.
Soweit der Prolog zu Ferienwohnung…
Die soeben gesammelten Würmer sollen nun auch ein möglichst angenehmes neues Zuhause bekommen.
Dazu gehören
++ eine passende Raumausstattung,
++ ein angenehmes Klima und
++ feine Mahlzeiten
So ist es möglich, die Tauwürmer über Monate zu beherbergen und bei Bedarf
quickfidele Köder jederzeit zur Verfügung zu haben.
Man könnte sich natürlich des Angelladens bedienen und mancherorts auch einem Köderautomaten,
aber die Tauis da sind einerseits sauteuer und andererseits meist schon ein paar Monate zusammengepfercht in bereits verbrauchtem Substrat.
Ich schwör auf meine eigenen.
Die Ferienwohnung:
In dem Fall handelt es sich um so einen Eimer mit Deckel:
© Bild vom Händler ()
Diesen Eimer hab ich mir im einschlägigen Fachversandt besorgt, ist eigentlich ein Futtereimer für die Friedfischangelei,
Volumen 13L, mit einer praktischen Einlage für ein bisschen Futtervorrat:
© Bild vom Händler ()
Zur Verhinderung von Stauwasser im Eimer hab ich in den Boden des Eimers an zwei
diagonal gegenüberliegenden Ecken jeweils ein 3mm Loch gebohrt.
Damit sind die Würmer schon mal vom Ersaufen sicher.
Unter den Eimer kommt ein ausreichend großer Blumentopfuntersetzer zum
Auffangen des überschüssigen Wassers aus dem Eimer.
Auf den Eimerboden hab ich eine Lage 16/32er Rundkorn ausgelegt – quasi als Drainageschicht.
Auf die Steinpackung hab ich ein dicht gewebtes, aber wasserdurchlässiges Textiltuch gelegt.
Das Tuch ist eine Sperrschicht für die nun darauf kommende Komposterde.
Hier ist wichtig, dass man wirklich nur ganz reifen Kompost verwendet – kennt man u.a. daran,
dass keine Kompostwürmer mehr darin sind und auch die fein krümelige Konsistenz.
Die Kompostschicht ist etwa 5-6cm stark.
Die Restlichen Lagen bis etwa 6cm unter die Oberkannte werden mit Moos aufgebaut.
Dazu hab ich im Wald Moosteppiche vorrangig von Totholz gesammelt.
Wieso Moos von Totholt?
Beim Ablösen der Moose vom Totholt wird mit den Mooswurzeln auch ein Teil der von
Pilzen bereits aufgeschlossenen Zellulose mitgenommen – diese Zellulose sind schon
mundgerechte Feinschmeckerhäppchen für unsere Würmer.
Als oberste Deckschicht verwende ich einen Moosteppich, den ich von einem großen Stein abgelöst habe.
Dieses Moos hat den Vorteil, dass es sehr dicht ist, bei einer relativ geringen Dicke.
Deshalb ist es als „Abdeckung“ der unteren Schichten sehr gut eignet.
Dieses relativ dichte Moos hat auch den weiteren Vorteil, dass sich die Würmer ein wenig durcharbeiten müssen. D.h. man erkennt bei „Besatzmaßnahmen“ schnell, ob ein kranker oder geschwächter Wurm darunter ist und kann diesen zum Schutz der anderen sogleich entfernen.
Ein Wort noch zu den Moosteppichen:
Ich schau, dass ich immer so große Stücke sammle, dass jedes Stück die ganze Fläche ausfüllt.
Das heißt, dass jede Lage jeweils aus einem ganzen Stück besteht.
Macht das Leben bei der Wurmernte wesentliche einfacher…
Der richtige Feuchtegehalt:
Nicht zu nass und nicht zu trocken mögens unsere quirligen Freunde, aber wo liegt der Komfortbereich?
Hier eine kleine „FAUSTformel“ im wahrsten Sinn des Wortes:
Ein angefeuchtetes Stück Moos nehmen und mit der FAUST ausdrücken. Tropft Wasser ab, ists zu nass. Hat man nur eine Nasse Hand, passts.
Aber durch die Löcher im Boden ist nicht so tragisch, wenns mal ein wenig zu feucht wäre.
Das lockere Moos transportiert das Wasser schnell nach unten und gibt’s über die Drainagepackung ab.
Die Komposterde hat puffernde Wirkung.
Besatz:
Es sollte hell sein, aber keine direkte Sonneneinstrahlung.
Nun die Würmer oben auf den Moosteppich legen, in kurzer Zeit sollten sich alle verkrochen haben. Bleiben welche oben liegen, diese umgehend entfernen.
Einzelne kranke Würmer können schnell die ganze Box killen…
Danach Deckel drauf.
Frisch gesammelt und aufgelegt
Fütterung:
Zum Füttern hebe ich das Deckmoos kurz an, lege das Futter auf die darunterliegende Schicht und leg die Deckschicht wieder darauf.
Das Futter besteht aus eingeweichten und ausgedrückten Eierkartons (Feuchtegehalt analog zu Moos – siehe Faustformel).
Wieviel gefüttert werden muss, hängt von mehreren Faktoren ab, u.a.:
++ Besatzdichte
++ Temperatur
++ Wurmgröße
++ Gesundheitszustand
Ich schau alle ein-zwei Wochen rein und fütter nach, was vertilgt wurde.
Man bekommt rasch ein Gefühl dafür.
Dabei kontrollier ich gleich den Feuchtgehalt und falls mir ein kranker Wurm auffällt,
kommt der auch gleich raus.
So halte ich mir einen feinen Vorrat feinste und quirlige Tauwürmer ständig parat im Keller.
Übriegens, idealer Temperaturbereich sollte zwischen 6 – 15°C liegen.
Nach dem Angeln kommen die restlichen Würmer wieder zurück in die Ferienwohnung.
Im Frühjahr plane ich dann einen kompletten Neubesatz – glücklich diejenigen Würmer,
die die Ferien genießen konnten…
Schönen Gruß