Aalruttenfischerei an der oö. Donau vor 40 Jahren

  • Grüß euch alle !


    So um Ende der 70-iger und Anfang der 80-iger Jahre sind mein Fischerfreund und ich recht fleißig hier in Enns – Donaufischer aus der Umgebung werden die Stelle sicher erkennen- zum Ruttenfischen an die Donau gegangen. Die Saison dafür war kurz, begann bei uns ungefähr um den 10. November und dauerte bis ca. Mitte Dezember.
    An einem solchen Tag - immer am Wochenende - gaben wir uns schon nach dem Mittagessen recht betriebsam. Neben den üblichen Fischereisachen waren es vor allem eine scharfe Bügelsäge, eine Hacke und mehrere dicke Bezüge von ausgeschiedenen Sonnenliegen, die wir mitnahmen. Eine 2m hohe und gut drei Meter lange Schilfmatte, sowie ein paar Holzstangen kamen auch mit.
    Schon um ca. halb drei fuhren wir mit unserem bepackten Kombi los. Am Fischplatz angekommen - eine schöne Kehre, wie ihr auf dem Bild seht - ging es zuerst einmal an die Arbeit.
    Aus der Au - in der gewaltige Mengen an dürren Ästen und sogar ganze Bäume lagen - trugen wir eine ausreichende Menge geeignetes Feuerholz heraus und schnitten es in passende Längen. Vor dem Fischen war also zuerst einmal Mühe und Schweiß angesagt.
    Bald brannte ein wärmendes, nicht zu kleines Feuerchen und in geeignetem Abstand davon stellten wir auf der Windseite die Schilfmatte mit den Stangen auf.
    Die Montagen waren recht simpel. Ein Einfachhaken mit einem schweren Sargblei genügte. Als Köder hatten sich kleine, tote Fischerl als besonders fängig erwiesen, weit beliebter als Tauwürmer.
    Wir warfen weit in die Kehre hinaus, zwickten das Glöckerl an und dann hieß es warten bis eine Rutte „anläutete“, was überhaupt nicht stürmisch geschah, sondern irgendwie „beiläufig“. Auch der Drill war überhaupt nicht berauschend. Sie ließen sich - vielleicht auch wegen des schweren Zeugs - fast wie ein „nasser Fetzen“ heranziehen. C&R gab es nicht und wäre auch nur in den seltensten Fällen möglich gewesen, denn es sah ganz so aus, als ob die Rutten vorerst immer geschluckt hatten und sich erst dann bewegten.
    Es waren keine Riesen, die wir da fingen, ich habe sie so mit 40-50 cm in Erinnerung, ein paar Mal auch ein deutlich größeres Exemplar, jedoch nie kleinere. Der Grund war vermutlich, dass sich hier vorrangig laichfähige Aalrutten einfanden, die vermutlich in den Bach aufsteigen wollten, dies aber nicht konnten. Den hier im Foto gezeigten Laichaufstieg gab es damals noch nicht, die Kehre war dadurch aber auch ungleich größer.
    Es war zu dieser Zeit noch keinerlei Schonzeit für die Rutte vorgesehen - man sah sie ja als Laichräuber an - und trotzdem gab es gar nicht so wenige.
    Hie und da biss aber auch eine schöne Regenbogenforelle an, besonders in Jahren wo ein größeres Sommerhochwasser gewesen war, welches die wenig standorttreuen Rebos aus den Bächen „ausgeschwemmt“ hatte.
    Das Fischen selber war urgemütlich. Zwischen dem Feuer und der Schilfmatte auf den dicken Stoffbezügen sitzend oder liegend war es überhaupt nicht kalt und dann brieten wir uns gern eine Knacker und etwas „Geistiges“ hatten wir auch mit, dem wir aber nur in Maßen zusprachen. Es war auch so schon etwas schwierig, sich in der Dunkelheit auf dem oft glitschigen oder angeeisten Granitsteinwurf einigermaßen sicher zu bewegen. Ins Wasser fallen wollte wirklich keiner von uns zwei.
    Aber auch ein Temperaturminimum von einmal sogar minus 12 Grad konnte uns da nicht schrecken und die Zeit verging mit Plaudern und Warten auf den erhofften Anbiss immer recht flott.
    Manchmal kam dann elendslangsam ein „Schlepp“ stromauf, man sah ihn schon weiß Gott wie lange und er leuchtete uns fast immer mehrmals mit seinem Suchscheinwerfer an, bis er endlich an uns vorbeigekrochen war. Wir kamen uns dann immer etwas beobachtet vor und winkten freundlich und mancher Kapitän „blinzelte“ uns sogar an oder wackelte etwas mit seinem gleißenden Lichtkegel zurück.
    Fuhr ein Schiff allerdings stromab, dann läuteten alle Glöcklein durch den plötzlichen Wasserschwall.
    Die besten Beißzeiten - so bildeten wir uns wenigstens ein - waren um 19 Uhr und 21 Uhr aber auch um 23 Uhr ging es noch gut. Und so lange blieben wir auch immer, bevor wir zusammenpackten.
    Na ja und zu Hause war auch noch was zu tun ! Die Rutten mussten noch gehäutet, verpackt und - als geschätzte Delikatesse - eingefroren werden. Und wir hatten eigentlich immer ein paar Stück gefangen - der Rekord war einmal sogar 12 Stück zu zweit. Eigenartig war, dass mein Freund fast immer besser gefangen hat, welches in mir durchaus ein bisschen „Fischerneid“ aufkommen ließ.
    Ich schob diese Tatsache aber darauf, dass er vermutlich „besser lag“, denn ich war immer links und er rechts, das hatte sich so eingebürgert.
    Und wir selber dann nach allem ? Wir stanken jetzt natürlich am ganzen Körper und an den Haaren geselcht wie der Teufel und mussten uns noch entsprechend zivilisieren. Es wurde immer ein sehr langer Tag - einiges über die Mitternacht hinaus.
    Aber etwas Schönes und Außergewöhnliches war es immer. Wir haben übrigens nie andere Fischer angetroffen, wir waren schon irgendwie „Exoten“.
    Ab Mitte Dezember war dann alles vorbei, es bissen keine Rutten mehr.


    LG von grusteve(Stefan)


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  • Stefan ich danke dir für deine Geschichte!
    Großen Applaus.
    kL$kL$kL$


    Sehr cool wie ihr euch da eingerichtet habt mit Feuer und Feuerwasser.
    Ich muss sagen, das wär schon sehr nach meinem Geschmack.


    Und ein gutes Platzerl war es in dem Fall auch für viele Jahre.




    Schöne Grüße von einem Ruttenfan

  • Dankeschön für eure so netten Rückmeldungen, die mich recht freuen!


    Gerhard (wallerfischer) , ja man kann leider fast nicht mehr zur Kehre hinüber, weil der sehr breite Fischaufstieg dazwischen ist. Allerdings haben die Rutten- und auch andere Fische- nun dadurch die Möglichkeit, in den Bach und in das oberhalb gelegene Mitterwasser (für "Eingeweihte aus der Gegend") aufzusteigen, was ja auch recht positiv ist. Rutten gibt es sicher auch heute noch, doch das Fischen auf sie ist durch die mittlerweile vielen Signalkrebse und Grundeln wahrscheinlich ziemlich "beschwerlich".


    LG von Stefan

  • Toller Rückblick - vielen Dank! War sicher was besonderes solche Abende mit einem Kumpel zu teilen!
    Weißt du zufällig wie es heute aussieht? Werden dort noch Rutten gefangen? Freilich nicht mehr in solch magischen Zahlen, aber vereinzelt wird es sie wohl noch dort geben?

  • Grüß dich Toni!


    Vor ca. 10 Jahren waren wir -mit unserer altbewährten Methode-nochmals dort auf Aalrutten, es gab schon einen kleineren Vorläufer des Fischaufstiegs, sodass wir nicht wirklich in die Kehre werfen konnten, sondern etwas weiter unten, wo der Aufstieg in die Donau mündet, fischten.
    Alle 5-10 Minuten läutete ein Glöckchen und wir fingen dann auch öfters einen respektablen --Signalkrebs! )hm


    Eine Rutte haben wir allerdings auch erwischt. Es gibt sie dort schon noch aber sie steigen-hoffentlich- zum Laichen eben auf.


    ...und beim nächsten Mal fingen wir nur Krebse, da haben wir dann die Segel gestrichen.


    Mit unserer Methode ist einfach nichts zu machen-aber gibt es überhaupt eine andere Form der Ruttenfischerei?
    Ich glaube fast, dass keine andere Form der "Zielfischanglerei" in den letzten Jahrzehnten so gleich geblieben ist, wie das Ruttenfischen.


    Oder weiß da jemand etwas anderes ? Wäre interessant !


    LG von Stefan

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