Ein recht unbedeutendes Fischerl ???

  • Hallo Kollegen!
    Ich schau immer ziemlich neugierig hier bei uns in „meinen“ Bach hinein und jetzt ist das Wasser ja klar aber schon viele Jahre hab ich keine Koppe mehr gesehen - auch nicht, als der Bach vor ein paar Jahren mehrere Tage lang abgelassen war und die Fischerl ja aus ihren Verstecken heraus mussten.
    Und jetzt wieder, ich stehe auf so einem alten „Waschbrückl“ aus meiner Jugendzeit und - sehe nichts. Während meiner Kindheit war das völlig anders. Unter fast jedem Stein lag eine versteckt und unter den alten Waschbrückerln ganz sicher mehrere, die teilweise auch ganz frei ersichtlich dalagen.
    Diese Kopperl fing ich dann bei Bedarf vornehmlich für mich aber auch für ein paar andere Fischer. Der Fang war einfach und doch auch wieder nicht. Man brauchte dazu nur ein kleines, dünnes Halbmetersteckerl, an das man vorne ein kurzes Stück dünnen Solin (= monofile Angelschnur) band , mit einem kleinen Haken bestückt. Das kleine Bleischrot war nur ca. 5 bis 6 cm vom Haken entfernt angeklemmt. Beködert wurde mit einem ganz kleinen Stück Wurm. Und nun tupfte man auf Sicht am Boden eher recht sachte mit dem Köder. Bald kamen auch meist eine Koppe oder sogar zwei, drei aus ihren Verstecken und näherten sich in ihrer ruckweisen und doch vorsichtigen Art, immer wieder stillhaltend und sich nur auf dem Boden fortbewegend. Nun war es angezeigt, den Köder noch behutsamer zu bewegen, ihn auch wieder gänzlich ruhig liegen zu lassen, ihn nur etwas zittern zu lassen, besonders wenn die Koppe schon recht nahe war, denn sonst konnte es durchaus passieren, dass sie irgendwie den Braten roch und mit einem mords Schlag abhaute.
    In der Regel aber überwand sie die letzten vier, fünf Zentimeter dann mit einem für sie gewaltigen Satz, sie explodierte förmlich und der Köder verschwand in ihrem weit aufgerissenen breiten Maul. Irgendwie erinnerte sie mich da - lacht nicht - an diese oft bizarr anzuschauenden großen Fische in Korallenriffen, die da im Sand vergraben lauern und ein argloses Fischerl im Bruchteil einer Sekunde spurlos verschwinden lassen. Hier alles nur ein bisschen sehr viel kleiner halt.
    Diese Kopperl waren dann als Köder wegen ihrer Haltbarkeit sehr beliebt und das Hinterteil wurde als „Koppenschwanzl“ z. B. nur auf Grund gelegt. Auf ein richtiges System aufgezogen, hat man damit gesponnen oder eher getupft und die sprunghafte Fortbewegung der Koppen nachgeahmt. Aber auch für die im Bach in Unmengen vorkommenden und riesigen Aitel war sie ein Topköder am Schwimmer.
    Ja und jetzt habe ich mich im Netz ein bissl gscheider gemacht: Die Koppe, es gibt weltweit eine ganze Reihe von Arten, bei uns nur die „Westkoppe“(Mühlkoppe), diese wird im Schnitt 10-12 cm groß, „Riesen“ auch gut 15 cm, sie hat keine Schwimmblase und „hüpft“ deshalb nur so am Grund herum, Schonzeit ist in etwa Februar bis April, Brittelmaß meist 8 cm und in mehreren Bundesländern ist sie überhaupt ganzjährig geschont. Interessant ist, dass das Männchen die 100-200 Eier und auch die Brütlinge in einer Art Steinhöhle bewacht und also Brutpflege betreibt. Ja und ein bisschen Fischlaich und Brütlinge schmecken der Cottus gobio auch. Großteils frisst das hauptsächlich nachtaktive Fischerl aber angeblich kleine Bodentierchen. Ihrerseits hat sie als Fressfeinde eben Forellen und auch Aitel, aber leider sind auch die eingeschleppte Kesslergrundel und die Schwarzmundgrundel Konkurrenten.
    Und nun würde mich recht interessieren, ob sie nur bei uns im Bachl anscheinend nimmer vorkommt oder es hoffentlich doch noch Bäche und Flüsschen mit einem nennenswerten Bestand gibt und wie ihr sie fängt- wenn ihr das überhaupt noch tut - wo es erlaubt ist.
    Wie nennt ihr sie ? Bei uns heißt sie eigentlich „der Kopp“ oder in meiner Kindheitszeit auch noch der „Broatschädel“.
    Ich glaub ja auch, dass eigentlich alle Forianer hier zwar genau wissen, wie so eine Koppe aussieht-gefangen haben viele jüngere Kollegen wahrscheinlich noch keine- und ich würd mich freuen, wenn ich da unrecht hätte.
    Mir ist um das augenscheinliche Verschwinden dieses Kleinfisches in unserem Bacherl schon recht leid - er war, so glaub ich, sogar Fisch des Jahres 2006- und die Unmengen an Edelkrebsen sind leider auch völlig verschwunden.
    Von den früher allgegenwärtigen Waschbrückln bei jedem Haus am Bach haben auch nur ein paar überlebt und sind „schutzlos“ dem Zahn der Zeit und der „Gewalt des Wassers“ ausgeliefert.


    Ja und wenn da ein Kollege gar ein Foto mit einer eigenhändig gefangenen Koppe hat, dann wär das ein Hammer- ich jedenfalls kann mit keinem aufwarten !



    LG StefanDSC03860.JPG

  • Bei uns gibt es sie noch nicht mehr in den ausmaßen wie früher.
    Mich haben sie immer nur genervt beim Forellen angeln ,da sie immer den Wurm geklaut haben. )jAaa

    §bOOT Nein ich bin hier nicht der Chef ,ich bin nur Fisch-süchtig, ! /aNgeln

  • Als Kinder haben wir sie recht leicht beim Steine umdrehen mit einem Mini-Aquariumkescher gefangen, manchmal sogar mit der Hand, wenn sie gleich nach dem Steineumdrehen noch bissl geblendet und damisch sind.


    Warum sie in Deinem Bach nicht mehr vorkommen, kann ich nur vermuten als dass der Bach vielleicht zu schlammig oder zu warm geworden ist.


    In vielen Fliegenfischerrevieren, die ich befische oder befischte, sah ich immer wieder schöne Koppen. Also in der reinen Forellenregion bin ich sicher, dass sie nach wie vor gut vorkommen.


    Lachen musste ich auch noch bei dem Begriff "Silon" für Angelschnur, denn den Begriff kannte ich auch noch.


    Ich freue mich immer, wenn ich so einen längeren interessanten Beitrag von Dir lese.

  • Hallo Stefan,
    danke für das Thema.
    Die Groppe, wie die Koppe bei uns genannt wird, wird ja viel zu oft unterschätzt.
    Vielleicht weil sie als Angelfisch uninteressant ist?


    Bei uns jedenfalls ist sie ganzjährig geschont und das ist gut so.
    Intakte Groppenpopulationen weisen auf naturnahe, strukturreiche Fließgewässer mit hoher Wasserqualität.
    Daher wird sie auch als Bioindikator für Gewässergüte herangezogen.


    Stolz bin ich, dass ich in einem meiner Fliegenreviere auf eine schöne Groppenpopulation zählen kann.
    Da habe ich auch diese hier klassisch per Hand kurz mal gefangen und zum Fototermin gebeten.


    IMAG1971_JB_groppe.jpg


    Die Pupulation ist zwar bei weitem nicht mehr so stark wie früher,
    aber sie hält sich auf dem gegenwärtigen Niveau recht stabil.


    Schönen Gruß

  • Ich hab sie auch früher mit dem Aquarium Kescher gefangen. Und in dem Bach wo ich das tat, da gibt es sie auch heute noch. Ein bekannter hat diesen Bach in Pacht und nutzt diesen zur Forellen Aufzucht.


    LG. P.

  • Danke für eure interessante Antworten.


    Warum sie in Deinem Bach nicht mehr vorkommen, kann ich nur vermuten als dass der Bach vielleicht zu schlammig oder zu warm geworden ist.

    Ja Gerhard, du hast es punktgenau getroffen! Der Schlamm ist sicher schuld- schau nur auf die Brückerl- und im Sommer rinnt das Wasser viel zu ungleichmäßig, nach einem Regenguss ein Schwall und dann wieder wenig.


    Da habe ich auch diese hier klassisch per Hand kurz mal gefangen und zum Fototermin gebeten.

    Danke Jürgen für das schöne Foto- und du hast dieses Prachtexemplar tatsächlich behände nur mit der Hand erwischt ! Io)


    wir in Tirol nennen die Koppe " Doim "

    Gerhard da hab ich ein bisschen grinsen müssen, denn ein "Doim" oder Dolm ist bei uns ein nicht recht wiffer Mensch. Aber auch euer großartiger Tiroler Schauspieler Kurt Weinzierl hat im "Echten Wiener" manchmal von einem Dolm gesprochen und er meinte nicht das unschuldige Kopperl ! /hAha)nEIn


    Es ist aber schön, dass es die Koppe doch noch in Bächen und Flüssen mit gutem kühlen Wasser in einer ausreichenden Population gibt, wie ihr da alle schreibt! Sie ist ein echt interessantes Fischlein!
    In der Zeit meines Schwiegergroßvaters, der ja ein Berufsfischer war, hat es sie in Mengen in der Donau und den einfließenden Bächen gegeben. Sie wurden mit dem "Koppenbär", einem feinmaschigen Kescher aufgescheucht und gefangen und an den vielen Haken einer "Lein"- eine Langleine mit 50-100 Seitenästen angeködert.


    LG Stefan