Selbst gemachtes Fischerzeug von früher.

  • Meine Kinderjahre waren-wie ja sicher viele von euch schon wissen- die Fünfziger und die frühen Sechziger und zu dieser Zeit ging alles noch weit “magerer“ zu . Vieles gab es noch nicht zu kaufen oder war schlicht zu teuer. Daher machte man sich gar manches selber, so auch einen Großteil des Fischerzeugs. In unserem Fischereigeschäft da war beispielsweise immer ein ganzer Bund an Bambus- oder Pfefferrohrrohlingen ausgestellt, aus denen man sich dann selber eine „Angel“ machte. Die fertigen Steckruten aus schwerem Vollglas konnten oder wollten sich viele nicht leisten.

    Ein ziemlich begnadeter Bastler war mein fischender Onkel aus Deutschland, wie man auch an dem abgebildeten „Fischerstilleben“ mit Rucksack, Blechschachtel samt Inhalt, Rutenfutteral und dem unvermeidlichen Schnupftabakdöschen gut erkennen kann.

    Faszinierend waren für mich besonders seine zwei immens stabilen Blechschachteln, die er selbst fabriziert hatte. Genauestens abgekantet und gelötet waren sie und drinnen waren jeweils 5 mit schwarzem Samt überzogene Brettchen mit je 42 oder 63 in Reih und Glied eingeschlagenen Nägelchen, welche die gut 200 selbst gebundenen Haken hielten. Es waren vorwiegend die damals so beliebten „Goldhaken“. Dicke Trennblätter aus Kunststoff verhinderten ein Verheddern derselben. Ich durfte mir da nichts so einfach herausnehmen, ich hätte ja eine Unordnung hineinbringen können.

    Für die Ewigkeit gemacht sind auch die zwei Rutenhalter aus Edelstahl und der überschwere gehämmerte Blinker, der aber nicht wirklich gut dahintaumelte.

    Auch den Kescher hat er selber fabriziert, allerdings habe ich ihn später mit einem dicken, schraubbaren und ziemlich schiefen Holzstiel etwas verhunzt. Er war mein Bootskescher und schwamm sogar.

    Anfangs der Neunziger ist mein lieber Onkel verstorben und sein Sohn hat noch ein paar Jahre sporadisch gefischt und alles ziemlich verschludert, bevor er mir das Ganze ziemlich geplündert übergab. Auch die beiden vom Onkel wie ein Augapfel gehüteten Mitchell Stationärrollen und die Hohlglassteckruten bekam ich, die ich natürlich sehr in Ehren halte. Sogar den ca. neunzig Jahre alten Rucksack habe ich noch und verwende ihn auch gelegentlich zum Fischen.

    Und wenn nun jemand von euch ebenfalls ein paar alte, selbst gemachte Fischersachen hat, würde es mich und vermutlich auch andere Forianer freuen, wenn er sie uns zeigen würde.

    LG Stefan

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  • Danke Stefan für diesen interessanten Beitrag Io)


    Bei mir ist auch das Interesse immer und überall da wo es nur geht das Fischerzeugl selbst herzustellen )scH Nicht aus dem Grund weil es mir zu teuer wäre dieses zu kaufen - Nein! Sondern einfach weil ich gerne bastle und ich einen persönlichen Bezug dazu entwickle wenn man was selbst gemacht hat.

    Boilies, Futterplatten, Fliegen/Nymphen/Nassfliegen, Futterkörbe, Stahlgewichte, Rutenhalter, und vieles mehr Io)

  • Danke Stefan für den tollen Bericht, ich finde es Toll wie du das Tackle deines Onkels so in ehren hältst. Da kommen sicher immer schöne Erinnerungen hoch wenn du damit Angeln gehst oder die Sachen in den Händen hältst. Io)

  • Wunderbar geschrieben und fotografiert und eine Super Winter-Idee.


    Der ur-alte Rucksack kommt mir sehr sehr bekannt vor.


    Ich bin ja eine Dekade jünger als Du daher war meine Kindheit um eine Dekade verschoben, also 60er und frühe 70er Jahre.

    Aber mein erster Angelrucksack, den ich einfach aus dem Hausbestand nahm oder den mir meine Mutter zur Verfügung stellte, war genau so ein Rucksack wie der Deinige. Ich tauschte ihn erst später ab den Mitt-Siebziger Jahren gegen einen größeren Rucksack aus, weil für Fischzeug und zum Transport eines ordentlichen Karpfens oder sonstigen Edelfisches hat der erste Rucksack nicht mehr ausgereicht.

    Als ich ein kleines Kind war in den Mittsechziger-Jahren, hatte ich genau den selben Rucksack in Mini-Version. Der war für mich und wahrscheinlich seinerzeit auch noch für meine Eltern der Kinderrucksack, wenn die Erwachsenen Wandern gingen . Ich glaub es gibt noch ein Foto von Klein - Lupus, wo aus dem Rucksack mein Lieblings-Stoff-Teddybär den Kopf raussteckt /wItz


    Die Vorfachschachteln sind auch ganz toll.

    Ich musste lachen bei den Goldhaken, denn auch heute noch sind wenn ich mit Dosenkukuruz fische, die Goldhaken meine Wahl, weil sie sich farblich nicht so vom Kukuruz unterscheiden. Kurzschenklig müssen sie sein, und mit Öhr, weil ich keine Plättchenhaken mehr binden kann (Tremor).


    Der Blinker sieht total cool aus, ein richtig gut nachgemachter Heintz-Blinker.


    Bastelsachen von früher habe ich selber leider nicht, denn alle Vorfahren waren eher die lesenden Intellektuellen, die manuell überhaupt kein Geschick hatten (was eh komisch ist, denn manuell und intellektuell schließt einander ja nicht aus). Jedenfalls kann ich mich an keinen Vorfahren erinnern außer sitzend mit Buch und daneben überquellendem Aschenbecher. Das produziert leider keine selbstgebastelten Kunstwerke.

    Und leider wurde mir in so einer Entourage auch keine handwerkliche Begabung vererbt oder anerzogen, das einzige was mich von meinen Vorfahren unterscheidet ist, dass ich stärker zittere ]hm

  • Auch den Kescher hat er selber fabriziert, allerdings habe ich ihn später mit einem dicken, schraubbaren und ziemlich schiefen Holzstiel etwas verhunzt.

    Kommt drauf an, wie man`s sieht: Ich würde die Krümmung am Holzstiel nach heutigen Standards sogar ergonomisch nennen. ;)

  • Cool wenn man so geschickte Hände hat das man sich solche Dinge selber bauen kann. Ich baue eher so Dinge die ich schnell und jetzt brauche und aber keine chance habe diese jetzt zu besorgen :)

    Seit einiger Zeit schwebt mir im Kopf vor eine fliegenrute selber aufzubauen doch da ist noch viel Vorbereitungszeit notwendig.

    LG. P.

  • Danke für eure netten Antworten, die mich recht freuen ! )jAja Io)


    Das der alte Rucksack noch so gut beisammen ist, super

    Ja Wolfgang, der ist noch gar nicht so schlecht. Er ist nicht mürbe geworden sondern eher etwas bockstarrig hart.

    Super Beitrag, danke dafür!

    Und dass so ein Retrothema auch euch Jungen gefällt, ist schön. kL$

    Bei mir ist auch das Interesse immer und überall da wo es nur geht das Fischerzeugl selbst herzustellen

    Dass du geschickte Hände und waches Interesse hast, wissen wir schon länger, nicht wahr ?

    Da kommen sicher immer schöne Erinnerungen hoch wenn du damit Angeln gehst oder die Sachen in den Händen hältst.

    Genau so ist es Jürgen und es war mein Lieblingsonkel, mit dem mich "ein Gleichklang der Seelen" verband, hochtrabend geschrieben.

    Er kaufte mir so ca. zum 14-ten meine erste richtig schöne Vollglas Steckrute samt der fast schon legendären Trixi B. Ich habe beide natürlich immer noch.

    alle Vorfahren waren eher die lesenden Intellektuellen, die manuell überhaupt kein Geschick hatten (was eh komisch ist, denn manuell und intellektuell schließt einander ja nicht aus)

    Na ja Gerhard, jeder hat im Regelfall so seine Meriten und auch Defiziterl. Ich für meinen Teil bin handwerklich nicht schlecht begabt und wäre aber auch so gern ein begabter Musiker gewesen. Fünf Jahre musste ich Geige spielen und es war eine Qual für mich und meinen Violinperfesser, der ein ehemaliges Mitglied der Wiener Symphoniker war. Da kannst du sicher etwas schmunzeln. /wItz

    Ich müsste mal schauen ob ich von meinen selbst gebastelten Sachen noch etwas habe.

    Na dann her damit, Karl ! Io)

    Kommt drauf an, wie man`s sieht: Ich würde die Krümmung am Holzstiel nach heutigen Standards sogar ergonomisch nennen

    Von der Seite hab ich es noch gar nicht betrachtet- für mich war´s bisher ein dicker, schiefer Prügel. )jAja

    Cool wenn man so geschickte Hände hat das man sich solche Dinge selber bauen kann.

    Jetzt Patrick muss ich doch ein bisschen über meinen Onkel ausholen. Er hat es leichter gehabt, denn er war gelernter Schlosser und Lehrwerkmeister in einer großen deutschen Firma und hatte so Zugang zu allen möglichen Werkzeugen und Maschinen. Es ging damals auch viel entspannter zu, denn wenn seine Schützlinge feilten, schruppten, sägten, bohrten, usw. blieb schon auch Zeit für private Basteleien. Er hat mir noch so manches gemacht.

    Seine Lehrlinge müssen ihn aber recht gemocht haben, denn öfters besuchten ihn noch Ehemalige, die mittlerweile tüchtige Facharbeiter, Meister und Ingenieure geworden waren.

    Ja und deine geplante Fliegenrute wird ganz sicher etwas Feines, soweit kenne ich dich nun schon ! )jAja


    LG Stefan

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